Erstausweisung: 1979
Stadt: Bad Wildungen
MTB 4820
Schutzgrund: Bot
Größe: 4,61 ha
Lage und Besonderheiten
Dieses relativ kleine Gebiet wurde wegen seiner überregionalen floristischen Bedeutung als NSG ausgewiesen. Der west- bis südwestexponierte Steilhang am Sonderbach-Tal südlich von Bad Wildungen
besteht aus Tonschiefer des Unterkarbons. Trotz seiner geologischen Einheitlichkeit weist der Sonderrain ein vielfältiges Biotopmosaik auf mit Trockenwald, Felsgebüsch sowie seltenen Felsfluren
auf grusigem Schiefer. Teilweise stockt an dem Hang ein Kiefern-Mischwald.
Infolge der Steilheit und der Exposition treten starke kleinklimatische Extreme auf (Hitze im Sommer und Ausstrahlungskälte im Winter).
Besucherhinweis
Am Ortsausgang von Bad Wildungen in Richtung Odershausen liegt auf der rechten Seite ein Parkplatz in der Nähe des Dr.-Marc-Turmes. Von dort aus geht man ein Stück auf dem "Barbarossaweg" (8)
entlang der Oberkante des NSG. Vom Sonderteich aus führt ein Wanderweg entlang des Sonderbaches durch das Helenental. Nach 250 m leitet er am Hangfuß des NSG vorbei.
Kurzübersicht Pflanzenwelt
Der Sonderrain ist Standort einer Trockenheit, Licht und Wärme anzeigenden Flora mit zahlreichen seltenen und gefährdeten Arten, von denen drei besonders hervorzuheben sind:
Gewöhnliche Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris): große Population an der Nordwestgrenze ihres Hauptareals, ungewöhnlicherweise hier auf silikatischem Schieferfelsen (eigentlich Basen und Kalk liebende Art),
Steifer Lauch (Allium strictum): europaweit stark gefährdet, kleiner Bestand von ca. 40 Pflanzen im trocken-warmen Felsrasen pflanzengeografisch ein bemerkenswerter Arealvorposten (hauptsächlich in Gebirgen und Hügelsteppen Asiens bis Osteuropa verbreitet), als eurasisch-kontinentaler Steppenbewohner ein Kaltzeitrelikt, neben einem Bestand am Meißner der einzige Bestand in Deutschland,
Pfingstnelke (Dianthus gratianopolitanus): Wärme liebender Felsspaltenwurzler, hier etwa ein Fünftel ihres hessischen Gesamtvorkommens
Kurzübersicht Tier- und Vogelwelt
Die Reptilien sind mit Zaun- und Waldeidechse sowie Blindschleiche vertreten. Im 2002 wieder geöffneten Stollen am Fuß des Gebiets konnten früher folgende Fledermausarten nachgewiesen werden: Großes Mausohr, Braunes Langohr und Wasserfledermaus.
200 Arthropodenarten (Insekten und Spinnen, darunter viele Wärme liebende),
113 Schmetterlingsarten (u. a. 1994 als Besonderheit der Skabiosenschwärmer),
43 durch Zufallsbeobachtungen festgestellte Käferarten (u. a. der stark gefährdete Marmorierte Goldkäfer und als Charakterarten Sandlaufkäfer und Staubkäfer),
große Population der Waldgrille und hessenweit einziger Fundort der Zikade.
Text: NABU Waldeck-Frankenberg
Weiterführende Informationen finden Sie in dem Buch:
Naturschutzgebiete in Hessen
schützen - erleben - pflegen
Band 4, Landkreis Waldeck-Frankenberg mit Nationalpark Kellerwald-Edersee
von Wolfgang Lübcke & Achim Frede